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2024-11-06: Erster DUOday im Landkreis Gießen sorgt für Perspektivwechsel (Pressemitteilung)
Der Kreisausschuss - Landkreis Gießen
Pressemitteilung
(pdf-Datei hier in separatem Fenster öffnen)
Erster DUOday im Landkreis Gießen sorgt für Perspektivwechsel
Menschen mit Behinderung sammeln einen Tag lang Erfahrungen auf dem ersten Arbeitsmarkt
Landkreis Gießen. Laut dem aktuellen Inklusionsbarometer „Arbeit“ von der Aktion Mensch in Kooperation mit dem Handelsblatt Research Institute beschäftigen nur 39 Prozent der Unternehmen in Deutschland, die dazu verpflichtet sind, so viele Menschen mit Behinderung, wie sie entsprechend ihrer Größe müssten. Jedes vierte Unternehmen, das eigentlich müsste, beschäftigt keinen Menschen mit Behinderung, sondern zahlt lieber die Ausgleichsabgabe. Um Berührungsängste ab- und gegenseitiges Verständnis aufzubauen, beteiligt sich der Landkreis Gießen mit seinen Kooperationspartnern auf Initiative der IHK Gießen-Friedberg in diesem Jahr zum ersten Mal an der Aktion „DUOday“.
Während des DUOdays können Menschen mit seelischer, geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung einen Tag lang Erfahrungen auf dem ersten Arbeitsmarkt sammeln. Diese Chance hat Iris Heyden genutzt. Für gewöhnlich arbeitet sie im Verkauf auf dem Biolandhof der Lebenshilfe Gießen in Großen-Buseck. Heyden liebt den Kontakt zu Menschen und hat sich deshalb einen DUOday-Platz im Einzelhandel gewünscht. Wie gut, dass sich auch der Gießener OBI-Markt in der Pistorstraße für den DUOday angemeldet hat, denn so kam es zu einem Treffer. „Ich freue mich darauf, neue Eindrücke zu gewinnen“, erzählte Heyden während sie zu Beginn des Arbeitstags ihrer Kollegin Weihnachtskugeln anreichte, um den Eingangsbereich des OBI-Markts weihnachtlich zu dekorieren: „Mir ist es wichtig, als Arbeitnehmerin anerkannt zu werden!“
Und auch die Arbeitgeber profitieren von dem Perspektivwechsel. „Eine Behinderung ist hier kein unüberwindbares Hindernis“, erklärte Marktleiter Michael Pfeiffer und ergänzte das Motto des Baumarkts „eben alles machbar mit OBI“. Dem stimmte auch Eva Maria Hüge zu, Stellvertretende Schwerbehindertenbeauftragte von OBI Deutschland: „Alleine in diesem Markt arbeiten zwölf Menschen mit Behinderung.“ In ganz Deutschland seien es bereits 300 Beschäftigte, denen sie mit Rat und Tat zur Seite steht.
Zehn Duos haben sich zum ersten Aktionstag im Landkreis gefunden „In Zeiten des Fachkräftemangels ist es umso wichtiger, die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt zu unterstützen“, sagte Sozialdezernent Frank Ide während seines Besuchs am DUOday. „Ich freue mich, dass dieser Aktionstag so gut angenommen wird. Im Landkreis Gießen haben sich im ersten Jahr bereits zehn Duos zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern Landkreis Gießen mit Behinderung in den Bereichen Kita, Handwerk, Industrie, IT, Verwaltung und Einzelhandel gefunden. In einem Fall sind beide Seiten schon jetzt so interessiert, dass ein längeres Praktikum auf den Aktionstag folgen wird. Für die tolle Organisation bedanke ich mich ganz herzlich bei dem Arbeitskreis DUOday“.
Zum Arbeitskreis DUOday im Landkreis Gießen gehören Michael Volter, Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderung, Larissa Albohn von den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber Gießen, Petra Emin und Jörg Langschied von der Lebenshilfe Gießen, Annika Heuser von der ZAUG gGmbH, Helga Hagel vom Integrationsfachdienst Gießen/Wetzlar, Samantha Fischer von der IHK Gießen-Friedberg sowie die Handwerkskammer Wiesbaden. Der Arbeitskreis plant auch für das kommende Jahr einen DUOday im Landkreis Gießen. Unternehmen, die Interesse an diesem gewinnbringenden Austausch haben, können sich gerne an Michael Volter wenden unter der Telefonnummer 0641 9390-9206 oder per E-Mail an
Bildunterschrift 1: Iris Heyden (4. v. l.) ist bereits passend gekleidet für ihren DUOday im Gießener OBI-Markt bei Marktleiter Michael Pfeiffer (5. v. l.) und Eva Maria Hüge, Stellvertretende Schwerbehindertenbeauftragte von OBI Deutschland (5. v. r.). Zum Start in den Arbeitstag besuchten sie Sozialdezernent Frank Ide (l.), Helga Hagel vom Integrationsfachdienst Gießen/Wetzlar (2. v. l.), Michael Volter, Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderung (3. v. l.), Larissa Albohn von den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber Gießen (4. v. r.), Annika Heuser von der ZAUG gGmbH (3. v. r.), Petra Emin von der Lebenshilfe Gießen (2. v. r.) und Samantha Fischer von der IHK Gießen-Friedberg (r.). (Foto: Landkreis Gießen)
Bildunterschrift 2: Iris Heyden arbeitet normalerweise im Verkauf auf dem Biolandhof der Lebenshilfe Gießen in Großen-Buseck. Während des DUOdays hat sie im Gießener OBI-Markt in der Pistorstraße geholfen, das Schaufenster weihnachtlich zu dekorieren. (Foto: Landkreis Gießen)
2024-09-16: Aufbruch mit Langzeitwirkung (Gießener Allgemeine)
Der Förderverein für seelische Gesundheit trägt bereits in seinem Namen eine wichtige Botschaft: Er nimmt ein positives Ziel in den Fokus, statt die Menschen, die er anspricht, zu pathologisieren. Seit 1974 unterstützt er Menschen mit psychischer Erkrankung in den Bereichen Wohnen, Arbeit und Freizeitgestaltung. In Kürze feiert der Verein, der ein wichtiger Baustein im sozialen Gefüge der Region ist, sein 50-jähriges Jubiläum.
Die Bilder von damals sprechen Bände: In den kahlen Schlafsälen stehen lange Reihen mit Betten. Die Patienten, die im Psychiatrischen Krankenhaus Gießen viele Wochen oder Monate verbrachten, wurden von Wachpersonal kontrolliert.
Der Psychologe und Psychotherapeut Gert Mehles kann sich an diese Zeit noch gut erinnern. Für ihn war das PKH (heute Vitos-Klinik) die erste Station seiner beruflichen Laufbahn. »Es war grauenhaft«, erinnert er sich. Gemeinsam mit Kollegen, in der Klinik angestellten Laien und interessierten Bürgern beschloss er, diesem Elend etwas entgegenzusetzen. Sie gründeten den Verein »Freunde und Förderer des PKH«, der 1989 umbenannt wurde in »Förderverein für seelische Gesundheit«. Mehles und seine Mitstreiter waren Mitte der 70er Jahre Teil einer Reformbewegung, die die Zustände in den psychiatrischen Großkrankenhäusern der damaligen Zeit als menschenunwürdig anprangerte. Die Patienten wurden gesellschaftlich isoliert und nur verwahrt, anstatt behandelt und rehabilitiert zu werden, sagt er. In der Psychiatrie-Enquete von 1975 wurde diese Kritik bestätigt. In den Folgejahren begann im In- und Ausland ein grundlegender Prozess der Umstrukturierung in der Psychiatrie.
Der kleine Verein in Gießen setzte damals Maßstäbe. Fachleute und Ehrenamtliche sorgten nicht nur für Verbesserungen innerhalb der Klinik, sondern sie wagten mit der Gründung von betreuten Wohngemeinschaften ganz neue Wege. Die ersten Jahre, sagt Mehles, waren geprägt von Aufbruchstimmung, Idealismus und großem ehrenamtlichen Engagement.
In den Folgejahren, ergänzt der heutige Geschäftsführer Horst Mathiowetz, wurde das Aufgabenspektrum größer und vielfältiger. Eine zunehmende Professionalisierung sorgte dafür, dass dem Personenkreis der psychisch kranken Menschen individuelle Unterstützung in den Bereichen Wohnen, Arbeiten und sozialer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben angeboten werden konnte.
Förderverein ein gut vernetzter Partner
Heute ist der Förderverein für seelische Gesundheit mit Sitz in der Ludwigstraße 14 ein wichtiger Baustein im sozialen Gefüge der Stadt und der Region. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern des Gemeindepsychiatrischen Verbundes und arbeitet eng mit dem Integrationsamt des LWV Hessen, der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter, der Lebenshilfe und anderen Verbänden in der Region zusammen. Die Tätigkeitsfelder sind in die Bereiche Soziale Teilhabe sowie Teilhabe am Arbeitsleben aufgegliedert, rund 40 Mitarbeiter - meist Sozialarbeiter und Sozialpädagogen - sind Ansprechpartner für die Klienten.
Inzwischen werden die meisten Menschen im eigenen Wohnumfeld betreut, aber auch in Wohngemeinschaften und einem vereinseigenen Haus in Gießen. Im Bereich der psychosozialen Begleitung liegt der Fokus auf einem inklusiven Ansatz. Es gibt präventive Angebote, aber auch Projekte, die zum Ziel haben, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Deutlich breiter aufgestellt als früher ist der Förderverein auch in dem Bestreben, Menschen mit Beeinträchtigung Zugang zur Arbeitswelt zu verschaffen. Dabei steht er nicht mehr nur Ratsuchenden mit psychischer Erkrankung offen, sondern ist auch für Menschen mit anderen Behinderungen da.
Der Integrationsfachdienst (IFD) ist bei der Vermittlung in Arbeit eine wichtige Säule. Er unterstützt Menschen mit einer chronischen Erkrankung oder einer Behinderungen dabei, einen Arbeitsplatz zu bekommen und zu behalten. Nicht nur Betroffene, sondern auch Führungskräfte sowie betriebliche Interessenvertretungen in Unternehmen profitieren von der Beratung und Hilfestellung Die Erfahrung habe gezeigt, dass Erfolge erzielt werden, wenn eine kontinuierliche Begleitung erfolge, sagt Mathiowetz. Wenn Jugendliche zum Beispiel schon in der Förderschule eine intensive Unterstützung erhielten, stünden die Chancen gut, dass sie später auch im Betrieb stabil blieben. Die Integration von Arbeitnehmern mit Beeinträchtigung in den regulären Arbeitsmarkt gelinge auch dank der Zusammenarbeit mit Unternehmen immer öfter. Je besser die Betriebe durch den IFD begleitet würden, desto höher sei die Bereitschaft, einen Arbeitnehmer einzustellen, der ein im Alltag und Arbeitsleben eher unübliches Verhalten an den Tag lege.
»Oft entpuppt sich ein solcher Mitarbeiter als Gewinn für das Team«, sagt Mathiowetz. Die enge Kooperation zwischen Förderverein und Firmen wird in Zukunft an Bedeutung weiter zunehmen: Zum einen, weil Unternehmen angesichts des Mitarbeitermangels flexibler und offener werden müssen, und zum anderen, weil die Zahl der Personen steigt, die die Unterstützung des Fördervereins in Anspruch nehmen. Mehles: »Der Bedarf ist groß, denn immer mehr Menschen leiden unter psychischen Belastungsstörungen.«
2024-09-16: Hand in Hand (Zeitung der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg)
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- Trotz Schwerbehinderung: Selbstbestimmt ins Berufsleben (mittelhessen.de, 25.02.2021)
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- Kein »Ghetto« für psychisch Kranke (Gießener Allgemeine Zeitung, 31.07.2018)
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- Unabhängiges Gremium nimmt sich der Probleme aus dem Bereich Psychiatrie an (Gießener Anzeiger, 30.03.2017)
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- 20 Jahre Bürogemeinschaft „Integrationsfachdienst Gießen“ (Pressemitteilung im September 2016)
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